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Den
Winter
(Oktober bis März/April) verbringt die befruchtete Königin
an einem geschützten Schlupfwinkel, in
einer kräftesparenden Kältestarre.
Mit reichlichen Fettreserven
ausgestattet und einem niedrigem Stoffwechsel ist die Königin in der Lage, in
z. B.. Holzschuppen, Baumhöhlen,
Mauerlöchern, Rindenspalten, Holzstapeln oder unter Steinen, Moos und
Reisighaufen, sechs Monate schlafend, die kalte Jahreszeit zu
überstehen, um in ihren "Genreserven" das Wespengeschlecht ins
nächste Jahr mitzunehmen.
Um nicht durch irgendwelche Ereignisse in der Kältestarre,
während der Überwinterungsphase, verletzt zu werden legt die Königin schützend,
ihre beweglichen Gliedmaßen (Flügel, Beine, Fühler) dicht an den Körper an . Mit
den Kieferzangen (Mandibel) und den Beinklauen (Tarsen) verankert sich die
Königin fest am Untergrund ihres Überwinterungsplatzes.
Durch
eine Art Glykol als Frostschutz im Körper, übersteht ihr Organismus
unbeschadet selbst tiefe Temperaturen.
Dennoch werden viele ihrer Geschwister
den
Winter nicht überleben (Sterberate
in Zahlen).
Feuchtigkeit und Schimmelpilze, Mäuse, Vögel und
nicht zuletzt der Mensch, werden bis zum Frühjahr einen großen Teil, der in der Winterstarre
befindlichen Königinnen entdeckt und dezimiert haben.
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März / April,
Hervorgerufen durch länger werdende Tage und steigenden
Außentemperaturen im Frühjahr, wird der Aktivierungsprozess im Organismus der
Wespenkönigin in Gang gesetzt. das langsame Erwachen aus der totenähnlichen
Kältestarre beginnt.
Das Erwachen der Wespenkönigin
verläuft über mehrere Tage und sogar Wochen. (Siehe ->
Solitäre Phase)
Erst wenn das Klima im Frühjahr
stabiler wird und die Tagestemperaturen, für etwa 10 - 14 Tage, um die 15 Grad
Celsius liegen, führt dies zur Beendigung der Überwinterungsphase. Stoffwechsel-
und auch hormonelle Funktionen der Zellen setzen wieder ein, die Atmung steigt
an, die Wespenkönigin erwacht nun endgültig aus der Winterstarre und
verlässt ihren
schützenden Unterschlupf.
Zunächst werden zur Stärkung
kohlehydrathaltige Pflanzensäfte in Form von Blütennektar oder Säfte blutender
Bäume oder Sträucher aufgenommen.
Hierbei werden u. a. auch die aufbrechenden Blattknospen an
Bäumen und Gehölzen abgeflogen.
Die aufbrechenden Blattknospen sondern einen klebrigen, kohlehydrathaltigen
Safttropfen ab, der von den Wespenköniginnen gierig, als reichhaltiger
Energiespender, aufgeleckt wird.
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Nach
einigen Tagen beginnt die Königin einen geeigneten, wind- und
wettergeschützten Standort zu suchen, der sich für den künftigen Wespenstaat
eignet. Für die einen ist das ein verlassener Mäusebau, die anderen bevorzugen
einen dämmrigen Dachboden, und wieder andere halten einen Zweig in dichtem
Gebüsch für ideal. Wo immer auch das Nest entstehen soll, auf die
Staatengründerin wartet eine wahre Herkulesarbeit, die auch viele Gefahren mit
sich bringt |

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Die Königin fliegt
zu verwitterten Holzbrettern oder morschen Holzstämmen und raspelt mit
ihren kräftigen Kieferzangen, den Mandibeln, winzige Holzfasern herunter.
Diese werden mit Speichel zu einer Art Pappmaschee vermengt. Dieses
Material verbaut sie nun am gewählten Neststandort zu dem, was später
einmal ein Wespennest werden soll. |
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Warum gibt es graue oder braune Nester? |
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Aller Anfang ist
ein etwa nageldicker Zapfen, der Aufhänger des künftigen Nestes.
An den
Zapfen geklebt entsteht langsam ein Teller aus Brutzellen, den Waben, an
deren Wand die Königin je ein Ei klebt.
Noch vor Vollendung der ersten
Wabe ist die Königin schon mit der Errichtung der schützenden Außenhülle
beschäftigt, die sich wie eine Glocke über die Anfangswabe spannt und vor
Temperaturextremen schützt.
Soll das Nest erweitert werden, wird eine
Innenlage der Hülle abgebaut und eine neue Außenschicht aufgesetzt, so
dass der Wärmeschutz nicht unterbrochen wird. Das freigewordene
Baumaterial der Innenschicht wird zum Wabenbau verwendet. |

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Das
Frühjahr mit seinen extrem wechselnden Wärme- und Kälteperioden verlangt der
Königin ein weiteres Maß an Arbeit ab.
Um eine gleich bleibende Temperatur im
Nest zu erhalten, sorgt die Königin für einen Wärme- bzw. Kälteausgleich.
Als kleine
"Klimaanlage" wird an heißen Tagen Wasser ins Nest transportiert, auf der Wabe
verteilt und durch Flügelschlagen Luft zugeführt. Die Verdunstung des Wassers
kühlt das Nest.
Droht Unterkühlung bewegt die Königin mit ausgekugelten Flügeln, also im
Leerlauf, ihre Flugmuskulatur und erzeugt die nötige Wärme.
Dabei legt sie sich
flach auf die Wabe, ihren Körper dicht um den Wabenstiel geschlungen.
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Mai / Juni
Die
ersten Larven schlüpfen und wollen gefüttert sein, und zwar mit Kraftnahrung
aus eiweißreichem Insektenfleisch.
Immer wieder unterbricht die Königin ihre
Bauarbeit, wenn die hungrigen Larven mit ihren Kiefern fordernd an ihren
Zellwänden kratzen und um Futter betteln. |
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Juni
Nach
etwa zwei Wochen guter Fütterung sind die ersten Larven ausgereift und spinnen
sich einen dichten Kokon, in dessen Schutz sie rund zwei Wochen als unbewegliche
Puppe verharren.
Im Inneren des mumienhaften Puppengebildes spielt sich
umwälzendes ab:
Die vollkommene Verwandlung von der Larve zum fertigen Insekt -
zu einem Insektenweibchen, deutlich kleiner als die Königin und dessen
verkümmerte Eierstöcke es zur Arbeiterin vorbestimmen. |


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Endlich schlüpfen die ersten Arbeiterinnen
und übernehmen nach und nach die anfallenden Aufgaben im jungen
Wespenstaat,
Dennoch werden zunächst noch anfallende
Arbeiten wie Beutefang, Nesterweiterung, Brutpflege, Nestklima
etc., Kooperativ, also "gemeinsam", sowohl von der Königin, als
auch von den ersten Arbeiterinnen ausgeführt.
Lediglich das Eierlegen in neu erstellte und
leer stehende Wabenzellen wird alleine von der Königin übernommen.
Die kooperative Phase verläuft recht kurz.
Wenn etwa 10 - 15 Arbeiterinnen geschlüpft
sind, fliegt die Königin nicht mehr aus. Sie
wird jetzt von den Arbeiterinnen versorgt, geputzt und behütet.
Die Königin kann sich jetzt auf das
Eierlegen konzentrieren und ist nun die wahre "Herrscherin"
im Staat.
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Juni - August
Bei einer Zählung in einem 6stündigen Zeitraum brachten z. B. 300
Wespenarbeiterinnen der Gemeinen Wespe 3150 Insekten ins Nest.
Darunter galten
als Hauptbeute 2500 Fliegen. Zu den weiteren 650 Beutetieren gehörten u. a.
Stechmücken, Larven von Heuschrecken, Raupen und Spinnen auf den Speiseplan der
Wespen.
Die Hornisse macht wiederum u. a. Jagd auf Wespen. Durch Bisse mit den
kräftigen Kiefern oder bei besonders wehrhaften Beutetieren durch Stiche
getötet, werden die Beutetiere von Kopf, Flügeln, Hinterleib und Beinen befreit.
Anschließend wird das Futterpaket ins Nest transportiert.
Eiweißreiche Kost (Fleisch) ist wichtig - aber nur für die Larven.
Für die Versorgung der Larven im Wespenstaat werden täglich Unmengen an
Insekten gejagt und erbeutet. |

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Die erwachsenen Tiere benötigen süße, kohlehydrathaltige Nahrung.
Sie lecken Nektar an Blüten, Saft von blutenden Bäumen und schätzen
den süßen Honigtau der Blattläuse. |
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Bei
der Futteraufnahme gibt die Larve ihrerseits ein klares Speicheltröpfchen ab,
das wegen des hohen Zuckergehaltes bei den Arbeiterinnen sehr beliebt ist und
für frisch geschlüpfte Larven die erste Nahrung darstellt. In
Schlechtwetterperioden stellen die Larven für kurze Zeit sogar lebende
Futterspeicher dar. Auf mechanische Reizung hin können alle Volksangehörigen
diese lebenswichtige, trinkfertige Nahrung erhalten.
Dieser äußerst wirksame, und Energie
spendende
Cocktail aus Speichelsaft besteht aus einer Aminosäureverbindung.
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Kehrt
eine Arbeiterin mit gefülltem Kropf ins Nest zurück, wird sie von
Nestarbeiterinnen durch Fühlertrillern angebettelt, worauf sie einen süßen
Tropfen des Kropfinhaltes an die Bettlerin weitergibt.
Aber auch die muss das
Erbettelte an hungrige Nestgenossinnen weitergeben, bis schließlich ein
Kropfinhalt gleichmäßig an die Insassen des Wespennestes Verteilt ist. Dieser
Vorgang wird "Trophollaxis" genannt.
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Wie
gut die empfindlichen Larven gedeihen, hängt nicht zuletzt von der Temperatur
im Nest ab.
Ein gut isoliertes Nest hält eine mittlere Temperatur von 30 Grad und
weicht um nicht mehr als 2,5 Grad von diesem Wert ab.
Die mehrschichtige Papierhülle dämmt wie eine Dachisolierung am
Haus, die Schwankungen der Außentemperatur.
Die Feinarbeit der Wärmeregulierung
allerdings erledigen die Arbeiterinnen als eine lebende "Klimaanlage". Wie
bereits im Frühjahr bei der Wespen- oder
Hornissenkönigin beschrieben, dient Wasserverdunstung zum Kühlen und schwirren mit
ausgeklinkten Flügeln zum Wärmen, der Temperaturerhaltung im
Nest.
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Juli
Immer
wieder wird Baumaterial herbeigeschafft um das ständig
wachsende Nest mit der schützenden Hülle zu versehen.
Im Innenbereich wiederum
wird fortlaufend die Hülle abgetragen um aus dem recycelten Baustoff neue Waben zu schaffen.
Zu diesem Zeitpunkt
legt eine Königin der deutschen- oder gemeinen Wespe bis zu 300 Eier am
Tag.
Die Nester der deutschen- und
gemeinen Wespen erreichen langsam ihren Höhepunkt in der Saison.
Die Nester der Langkopfwespen - Mittlere Wespe,
Waldwespe, Sächsische- und Norwegische Wespe befinden
sich jetzt
bereits mitten in der
Absterbephase. Hier
fliegen nun täglich die großen Geschlechtstiere ab.
Nach der Befruchtung durch die
Drohnen fliegen die Königinnen noch ein bis zwei Wochen umher, um dann die lange
Winterruhe anzutreten. |
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Bereits Ende Juli
sind die Nester der Sächsischen
Wespe und der Waldwespe verlassen.
Bis Anfang September folgt die
Mittlere- und die Norwegische Wespe.
Diese Langkopf-Wespenarten findet man
somit im September auf keiner Kaffeetafel ...
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Besonderheiten:
Mitte Juli - Mitte
August
... wenn ein Neststandort zu klein wird ...
Filialbildung
bei Hornissenvölkern |
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Ab
August/September fliegen
nur noch die Kurzkopfwespen - Deutsche- und Gemeine Wespe -
und die Hornisse.
Jetzt beginnt die Zeit, in der sich meist zahlreiche
Wespen an den Speisen und süßen Getränken des Menschen einfinden und
dort recht lästig werden können.
Warum dies so ist ? - Schauen Sie einmal unter
"Wussten Sie, dass ..." |

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Erst
im Spätsommer, etwa ab August werden größere Zellen für die Geschlechtstiere
gebaut.
Aus ihnen schlüpfen fruchtbare Weibchen und - aus
unbefruchteten Eiern - die Männchen.
Nach dem Schlüpfen verbleiben die
Geschlechtstiere noch einige Zeit im Nest, beteiligen sich jedoch nicht am
Gemeinschaftsleben, sondern lassen sich von ihren Schwestern füttern.
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"Zerfleddert", mit abgebissenen
Gliedmaßen, zersplissenen Flügeln und ohne Haare, so gezeichnet, von
einem stressreichen Königinnenleben, verlässt die Königin den
Hornissenstaat. Sofern sie noch fliegen kann und nicht gleich auf dem
Boden, unter das Nest fällt, vagabundiert sie noch ein paar Tage im
Freien herum, bis sie schließlich vor Schwäche stirbt.
Meist aber stirbt die Königin bereits an
Erschöpfung im Nest. Traktiert von revolutionären Arbeiterinnen, die
ihre Königin immer wieder zum Eierlegen antreiben.
Aber die Stammmutter ist zu alt und zu schwach geworden. Sie kann sich
den Angriffen nicht mehr erwehren. Ihre Eierstöcke produzieren
einfach
keine Eier mehr.
Die alte Königin hat somit ihre
Daseinsberechtigung im Staat verloren ... |
...
Ihr lebloser Körper landet meist unbeachtet im "Abfallhaufen"
unter dem Hornissennest.
Der tote Körper wird schließlich von den "Müllverwertern", den
Kommensale oder
Mitbewohnern im Wespen- und Hornissennest verwertet. |
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Etwa um Mitte August / Anfang September
ist nun auch die alte Königin und Nestgründerin im Staat der
Gemeinen- und der Deutschen Wespe sowie im Staat der Hornissen tot.
Die alte
Königin hatte nun ein Jahr gelebt und viele
Gefahren hinter sich gelassen. Nach der Überwinterungsphase hatte sie
im Frühjahr den Wespenstaat gegründet und aufgebaut. Bis zum Spätsommer hat sie etwa 50.000 Eier gelegt.
Nach dem Tod der Altkönigin beginnen allmählich
die Staaten der Deutschen- und der Gemeinen Wespe sowie die der Hornissen
abzusterben.
Die Wespenstaaten lösen sich somit langsam auf, bis etwa Mitte
Oktober/Anfang November die Nester sämtlicher Wespenarten leer stehen.
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September - Oktober
Mit
dem Ausschwärmen der großen Geschlechtstiere (Junge Königinnen und
Männchen/Drohnen) und der Verknappung des Nahrungsangebotes
zerfällt die soziale Organisation im Staat.
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Die
Paarung geschieht teils im Nest, teils im Freien an bestimmten Paarungsplätzen,
die von den Männchen aufgesucht werden.
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Die Larven
werden nicht mehr gefüttert, aus den Zellen gezerrt und zum Teil gefressen.
Selbst verdeckelte Zellen werden geöffnet und die Puppen aus dem Nest geworfen.
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Bei den Dunkelhöhlenbrütern, mit
der als Kurzkopfwespe bezeichneten Gemeinen Wespe geht
es im Oktober und mit der Deutschen Wespe, etwas später, bis Anfang November zu Ende. Bei der
Hornisse stehen die Nester ab Mitte Oktober bis Anfang November leer. |
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Die im Herbst befruchteten Weibchen
suchen sich ein geeignetes Versteck und überdauern dort, in einer totenähnlichen
Kältestarre, die kalte Jahreszeit..
Es sind die Königinnen, die
für den Fortbestand im nächsten Sommer sorgen.
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Das Heer der Arbeiterinnen
aber stirbt mit sinkenden Nachttemperaturen langsam ab.
Damit
endet der Zyklus und es schließt sich der Lebenskreislauf des Wespen- und
Hornissenstaates
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Von den
vielen abgeflogenen Königinnen schaffen allerdings nur wenige das
Überleben der kalten Jahreszeit. Viele werden in den Wintermonaten und
im Frühjahr ihr Leben lassen.
Nur eine ganz geringe
Anzahl an
Königinnen wird es schaffen, einen neuen Staat zu gründen, der wiederum
Geschlechtstiere hervorbringt.
Mehr zur
Mortalität an Königinnen, schauen Sie einmal unter
Wussten
Sie, dass ...
es nur wenige Königinnen schaffen einen neuen Staat zu gründen.
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