Fortgeschrittenen-Seminar für Wespen- und Hornissenberater
des NABU Oberberg in Wipperfürth - Thier
 

Nachlese zum Seminar

 

13. März 2010

 

80 Wespenberater und Schädlingsbekämpfer aus dem gesamten Bundesgebiet besuchten das wohl einmalig angebotene Fortgeschrittenen-Seminar für Wespen- und Hornissenberater in Wipperfürth-Thier, im Bergischen Land, bei Köln. Nicht nur Wespenfachleute aus dem Allgäu, Würzburg und Hamburg sondern auch Profis der Schädlingsbekämpfer-Innung nahmen an der Fachtagung teil. Das Seminar wurde vom NABU Oberberg ( www.nabu-oberberg.de ), unter der organisatorischen Leitung von Angelika Leistikow im Arbeitskreis Hornissenschutz ausgerichtet. Als Themenschwerpunkte stand die theoretische- und praktische Weiterbildung sowie praktische Übungen auf dem Programmplan der Seminarteilnehmer.

Nach der Begrüßungs- und Eröffnungsrede referierte Dr. Melanie von Orlow ( www.hymenoptera.de ) in ihrer sehr interessanten Präsentation über die Arterkennung der sozialen Wespen sowie über  Gefährdung und Schutz dieser Tiere. Weiterhin stellte sie Umsiedelungstechniken für Feldwespen, und mittlere Wespe vor. Unter dem Oberbegriff Solitäre- und soziale Bienen  wurde wissenswertes zur Biologie und praktischer Artenschutz sowie der Schwarmfang von Honigbienen und das Umsiedeln von solitär lebenden Bienen erörtert. Das Umsiedeln unter Zuhilfenahme von CO2 (Kohlenstoffdioxid) konnte in der Praxis vermittelt und beobachtet werden.

 

Bei einem Blick in die Zukunft wurde über die orientalische Hornisse (Vespa velutina) gesprochen. Diese Wespenart wurde nach Frankreich eingeschleppt und scheint auf dem Vormarsch in Richtung Deutschland zu sein. Frage war hier, ob die Panikmache zu dieser Wespenart gerechtfertigt ist und ob Imker Angst um Bienenvölker haben müssen. Die Antwort von Dr. Melanie von Orlow, die selbst Bienen hält, war hierzu ein klares "NEIN".  Anschaulich waren gezeigte Tier- und Nestpräparate von V. velutina in der Seminarausstellung.

Petra Maurer von der UNB des Landkreises Offenbach erörterte Neuerungen zum Bundesnaturschutzgesetz (BNatSchG), welches am 01. März 2010 in kraft getreten ist.

 

 

Harry Abraham stellte seinen neu entwickelten Hornissenumsiedelungskasten mit integrierter Fangbox vor  (www.wespeninfo.de )und zeigte praktisch die Handhabung des gut durchdachten Umsiedelungskastens.

Im praktischen Teil des Seminars berichtete Peter Tauchert ( www.aktion-wespenschutz.de ), parallel zu seiner Präsentation, von Umsiedelungen der sächsischen-, der mittleren-, und gemeinen Wespe sowie der Hornisse. Zu jeder Wespenart wurden praktisch Umsiedelungstaktiken gezeigt und über Beispiele aus der Praxis berichtet. Auch Fluglochverlegungen zum Nesterhalt mit PVC-Rohren wurden beschrieben.

In praktischen Tests, mittels Fragebogen, konnten die Teilnehmer anhand einer Präsentation sowie an Wespen- und Nestpräparaten die Artbestimmung verschiedener Wespenarten vornehmen und üben.

 

Im Ablauf des Seminars stand natürlich auch die Wespenberatung auf dem Programm.
Hier wurde der Umgang mit Leuten, die ein Wespennest in ihrem Lebensbereich entdeckt haben, anhand von Rollenspielen geübt und Lösungsvorschläge erörtert.

In den Pausen konnten sich die Seminarteilnehmer eine Ausstellung von Wespen- und Nestpräparaten, Umsiedelungsgerätschaften und Umsiedelungskästen anschauen.

 

Imponierend war wohl auch das mitgebrachte "Gigant-Hornissennest" von Hans Bugert (http://fotoalbum.web.de/gast/h.bugert/Hornissen_2009 ). In der Saison 2009 wuchs dieses Hornissennest auf stattliche 15 Wabenetagen an. Ab Wabe 6 wurde eine beachtliche Anzahl an Geschlechtstieren daraus hervor gebracht.

 

Zum Abschluss des Seminars konnten die Teilnehmer ihre Fragen an die Referenten stellen, die teilweise unter Diskussionen beantwortet wurden.

Letztendlich wurden nach einem interessanten und lehrreichen Tag die Seminarteilnehmer  die Teilnehmerzertifikate ausgehändigt und verabschiedet.

 

 

Eine weitere Auswahl an Aufnahmen vom Seminar finden Sie in der Diashow     Diashow

 

 

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Von meiner Seite aus möchte ich mich hiermit nochmals ganz herzlich bei Angelika Leistikow für ihre "Herkulesarbeit" mit der Organisation diese Seminars bedanken.

Mein Dank gilt ebenfalls Michael Gerhards, dem 1. Vorsitzenden des NABU Oberberg, Tine Meyer-Cords, Schatzmeisterin des NABU Oberberg,  Melanie von Orlow, Jan-Erik Ahlborn und allen Helfern, die zum Gelingen dieses Seminars beigetragen haben.

 

 

 


 

Pressespiegel

 

 

 

NABU-PRESSEDIENST

Kohlensäure-Betäubung, Abflussrohr-Umleitung und Saugtechnik*: Insektenumsiedeln will gelernt sein!
 
NABU Oberberg veranstaltete bundesweit besuchte Fachtagung

Deutschland / Region Oberberg

NABU Oberberg informiert:

 

So viele fremde Autokennzeichen sieht man in Wipperfürth-Thier selten: 80 Wespenfachleute und Schädlingsbekämpfer aus dem ganzen Bundesgebiet nahmen am vergangenen Samstag an einer Fachtagung zur Umsiedlungspraxis von Hornissen und Wespen im Dorfgemeinschaftshaus Thier teil (die weiteste Anreise legte ein Allgäuer, gefolgt von mehreren Würzburgern zurück). Die Veranstaltung richtete sich nicht nur an Naturschützer, sondern auch an Profis der Schädlingsbekämpfer-Innung. Der Arbeitskreis Hornissen des NABU Oberberg hatte für diese sozusagen „branchenübergreifende“ Veranstaltung bundesweit renommierten Referenten gewinnen können.

Im Vordergrund standen theoretische Weiterbildung und praktische Übungen für Umsiedler. Dr. Melanie von Orlow aus Berlin referierte über Lebensweise und Verhalten der verschiedenen Hautflügler (so nennt man im Sammelbegriff Hornissen, Wespen, Bienen und Ameisen) und über Grundbedingungen einer erfolgreichen Umsiedlung je nach Wespenart.  Peter Tauchert aus Offenbach berichtete über die Umsiedlungspraxis: Welche Tricks und Kniffe braucht der Praktiker vor Ort, um ein Nest umzusiedeln? 90 % der von Bürgern gemeldeten Probleme mit Wespen und Hornissen lassen sich mit einer fachkundigen Beratung ohne Umsiedlung oder gar Abtötung lösen – Mensch und Insekt können meist zusammenleben! Nur die Details sind eben oft das Problem.

 

Großer Raum bei der Tagung wurde der Bestimmung der verschiedenen Wespenarten gewidmet, denn Wespe ist nicht gleich Wespe. Anhand von Wespenpräparaten und Nestern erprobten die Teilnehmer die Artbestimmung. Ein wichtiger Schritt bei der Beratung hilfesuchender Bürger, denn die Wespen verhalten sich je nach Art unterschiedlich. Auch heute noch glaubt nicht jeder, dass die meisten „Wespenprobleme“ lösbar sind. In Rollenspielen erprobten die Teilnehmer deshalb die Beratung von ratsuchenden Bürgern am Telefon. 

Am Ende der Veranstaltung wurde kontrovers diskutiert: Naturschützer fordern von  Schädlingsbekämpfern mehr Beratung und Umsiedlungen statt der von vielen Kunden geforderten Vernichtung der Wespenvölker. Demgegenüber halten Schädlingsbekämpfer den Insektenschützern mangelnde Orientierung am Kundenwillen und zu geringes Bewusstsein für deren Sorgen vor. Der Dissens hat lange Tradition. Eine zukunftsfähige Lösung wird aber – da sind sich Sprecher beider Seiten einig - nur in der Zusammenarbeit von Schädlingsbekämpfern und Insektenschützern liegen. Und hierzu wurde in Wipperfürth-Thier einer der zukünftig tragenden Grundsteine gelegt.

*zur Aufklärung der Überschrift: mit CO2 kann man Bienen und Wespen für die Umsiedlung betäuben, über speziell verlegte Abflussrohre lassen sich besonders störende Wespen vom Nest „wegleiten“ und mit Spezial-Staubsaugern werden Wespen und Hornissen bei der Umsiedlung am Nest abgefangen.

Text:     NABU/MG       Fotos: NABU/TMC