Es regt sich was in den Zellen

Zur gegebenen Stunde krabbeln in den beiden Brutzellen winzige Würmchen aus den Eiern, sieben Larven unten und sechs oben; hilflose Geschöpfe, blind und ohne Beine. Ein bißchen Haut, ein Stückchen Darm mit einer Mundöffnung, das ist so ziemlich alles. Immerhin genug, um den Kuchenberg, auf dem sie liegen, schnellstmöglich aufzufressen. Um ihren nicht geringen Appetit noch zu steigern, sorgt Bombina für ein wohligwarmes Klima in den Zellen: Sie umhüllt die Näpfe so dicht mit Niststoffen, daß sie völlig darin verschwinden; nur unten wühlt sie sich einen engen Zugang zurecht und kriecht hinein. Tag und Nacht, mit nur kurzen Unterbrechungen, preßt sie ihren Leib von außen eng an die Zellenwände und wärmt so die junge Brut.

Unter der fördernden Wärme entwickeln die Larven bei der Umwandlung von Blütenstaub in Körperfett einen solchen Eifer, daß ihr Gewicht sich täglich mehr als verdoppelt. Als der Vorratskuchen zu Ende geht, kommen die dicken, wohlschmeckenden Wände dran. Nur die äußerste Schicht lassen sie übrig, eine dünne Haut, die

wegen der drangvoll werdenden Enge in den Kammern leicht platzt. An solche Risse pappt Bombina eiligst wieder dicke Klumpen aus Blütenstaub, vermengt ihn mit Wachs, und auch diese Klumpen werden dann von den Inwohnern fleißig ausgehöhlt.

Wo verdaut wird, entstehen, das ist unvermeidlich, auch Abfälle. Aber wohin damit in den engen Kammern, die mit Lebensmitteln und dreizehn unentwegten Zechern überfüllt sind? Kaum denkbar, daß sie sich selbst und ihre Kost damit besudeln! Zwar enthält die Nahrung der Larven nur hochwertige Stoffe, die fast restlos verdaut werden; aber ein geringer Rest bleibt, und den verwahren die Larven während ihrer ganzen Entwicklung im Enddarm, der keinen Ausgang besitzt. Eine überaus praktische Lösung dieses heiklen Problems! Erst bei der letzten Häutung werden die angesammelten Kotballen mit abgestoßen. Sie verbleiben, gut eingehüllt, in der abgelegten Haut und werden später hinausbefördert

Das ist nach vierzehn Tagen der Fall, die Larven haben inzwischen nacheinander ihre Puppenhüllen gesponnen. Da sie nun den ganzen Raum ausfüllen, geht das nicht ohne Gedränge ab, was die gutgepolsterten Fettsäcke jedoch wenig stört.

 

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