-Bienen
und Wespen-
von
Ed.J.R. Scholz
herausgegeben
von der Naturwissenschaftlichen Bibliothek
Königshütte
(Oberschlesien) im Juni 1913
Anmerkung:
Hier ein kleiner
Einblick in die Wespen und Hornissen Literatur von vor über 100 Jahren.
Grammatik und
Schriftweise wurden direkt aus dem Buch übernommen !
Wer sich mit Wespen
und Hornissen befasst und etwas auskennt, wird nach den heutigen Kenntnissen
über manche der beschriebenen Textpassagen schmunzeln oder mit dem Kopf
schütteln ...
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IV. Gesellige
Falten= oder Papierwespen
34.
Körperbau und Lebensweise.
Ähnlich wie die Honigbienen für die
Familie der Bienen, stellen auch die geselligen Faltenwespen eine Gipfelstufe,
und zwar für die Familie der Raubwespen dar. Ihre äußere Körperbeschaffenheit
unterscheidet sich nicht wesentlich von der einsamer Wespen.
Die Hauptfärbung ist schwarz oder braun mit helleren, gelben bis braunroten
Zeichnungen. Oberkiefer und Zunge sind gegen das Ende verbreitert. Bei den
eigentlichen Papierwespen ist der Hinterleib (dessen erster Abschnitt an der
Basis ebenso wie der Brustrücken senkrecht abgestutzt ist) kegelförmig; nur bei
der Feldwespe erscheint er eiförmig.
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Die
Niststellen unserer geselligen Wespen sind mannigfaltiger Art. Ausschließlicher
Erdbewohner ist nur die rote Wespe. Die deutsche und die gemeine Wespe benutzt
zwar in der Regel Erdlöcher, doch sind oberirdische Nester keineswegs selten.
Die eigentlichen
Papierwespen umgeben das Nest mit einem verschiedengestaltigen Mantel, und nur
die Felderwespe verzichtet stets auf die Anlage eines solchen.
Beim Aussuchen von
Niststellen offenbaren die Wespen oft eine bedeutende Findigkeit, die wir zu
ihren höheren geistigen Fähigkeiten rechnen müssen.
Das Rohmaterial wird gewöhnlich der
schon in Zellstoff (Zellulose) umgewandelten Verwitterungsschicht alter
Holzstämme, Zaunlatten, Dachschindeln usw. entnommen. Selten sehen wir auch
frisches Holz oder gar lebende Bäume benagt.
Das Nest besteht fast immer aus mehreren Stockwerken (Waben), die sechseckige
Zellen verschiedener Größe enthalten und durch Säulchen miteinander verbunden
sind. Nur die Hornissenbauten scheinen öfter durch mehrere Jahre benutzt zu
werden.
Die Larven die
zumeist kopfunters in ihren Zellen stecken, besitzen am Hinterleibsende ein
Saugnapfartiges Haftorgan, mit dem sie sich am Zellgrund festhalten. Ihre
Nahrung ist ausschließlich tierischen Ursprungs und besteht aus zerkauten
Insekten oder deren Larven.
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Die fertigen
Insekten besuchen mit alleiniger Ausnahme der Hornisse auch regelmäßig Blumen.
Große Anziehungskraft äußert jederzeit die gemeine Braunwurz, deren unscheinbare
Blüten selbst auf größere Entfernungen hin wirken; doch werden auch fast
sämtliche Schirmpflanzen von ihnen eifrig beflogen.
Alle geselligen Faltenwespen sind
Raubtiere, die sich bei ihren Beutejagden hauptsächlich vom Geruch leiten
lassen.
Ruhende, lebende Gegenstände können
sie von toten schwer unterscheiden. Im Hochsommer liegen Wespen der Fliegenjagd
an Hauswänden usw. mehr oder minder eifrig ob. Dabei wurde mehrfach beobachtet,
daß ein und dieselbe Wespe immer wieder auf einen in der Mauer zufällig stecken
gebliebenen, etwa fliegengroßen Nagel herabstieß, obwohl sie sich doch schon von
der Leblosigkeit dieses Gegenstandes hätte überzeugen können.
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Ihrer Findigkeit in der
Auskundschaftung geeigneter Niststellen wurde schon gedacht; sie bewährt sich
auch in der Überwindung mannigfacher Hindernisse. So teilte eine Wespe die eben
erjagte, aber zu schwere Beute in zwei Teile, die sie nun einzeln und
nacheinander dem Neste zuträgt. Bei Fleischern wird mitunter das zur Schau
ausgestellte Fleisch erheblich durch benagen geplündert, wenn erst mal eine
einzige Wespe von dieser Nahrungsquelle gespeist hatte.
Sollte die Aufgabe gestellt werden,
die Gemütsart der Wespen zu bestimmen, dann werden wir diese als leicht
aufbrausend, aber nachhaltig bezeichnen müssen. In der Tat sind sie empfindlich
gegen Störungen aller Art und haben dafür ein ausgezeichnetes Gedächtnis. Aus
diesem Grunde ist bei Beobachtung dieser interessanten Tiere immer Vorsicht und
Zurückhaltung am Platze.
Auf das Ausnehmen von Wespennestern
sei hier noch kurz eingegangen.
Freihängende Bauten kann man leicht
und ohne Gefahr durch Betäubung seiner Bewohner mittels Äther in seine Gewalt
bekommen.
Bei Erdnestern hat sich folgendes
Verfahren bewährt. Man steckt nach Sonnenuntergang (im Sommer nach 9 Uhr) ein
Schilfrohr, dessen Querwände mit einem Drahte durchstoßen wurden, in die
Flugöffnung, so weit man dasselbe hineinschieben kann, und verklebt gleichzeitig
mit einem tüchtigen, gut durchgekneteten Lehmklumpen den Rest derselben. Hierauf
wird ein Gemisch von wenig Petroleum und viel Wasser, zusammen etwa 1/4 l, dem
man etwas Äther zufügen kann, durch einen kleinen Trichter eingegossen. Das Rohr
wird nun herausgezogen und das Flugloch nochmals und endgültig verklebt. Will
man das Nest zu Versuchen benützen, dann kann dasselbe schon nach zwölf Stunden
ausgegraben werden. Die Bewohner werden sich alle von ihrer Betäubung wieder
erholen. Ist aber die Tötung beabsichtigt, genügt eine Verlängerung der Frist um
das Doppelte.
Als Schmarotzer sind Fliegen, Käfer
und Schlupfwespen bekannt. In der Leibeshöhle der gallischen Wespe hausen die
altertümlichen Fächerflügler (Xenos vesparum).
35. Bemerkungen
über Wohnungen und Lebensweise der deutschen Arten.
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Von
allen geselligen Wespen ist die H o r n i s s e
(in Schlesien auch
"Hanse" genannt) am gefürchtetsten. Mit 30 mm Körperlänge ist das
Weibchen einer der größten deutschen Hautflügler überhaupt. Hingegen werden die
Arbeiter nur bis zu 22 mm, die Männer 24 mm lang. Die Grundfärbung, braun bis
braunrot, weist hellere, braungelbe Zeichnungen an Kopf und Hinterleib auf.
Ein
Glück ist es, daß dieser stechlustige Geselle, trotzdem
er fast überall zu Hause ist,
doch nur in volksärmeren Kolonien vorkommt, und also meist vereinzelt
angetroffen wird. Oft genug fällt er zur Last, wenn er sich in der
Nähe menschlicher
Wohnungen oder in Gebäuden selbst
ansiedelt. Hohle
Bäume, Backöfen usw. werden dann
zuweilen
mehrere Jahre hindurch von Hornissen bevölkert.
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Das
Nest wird nie im freien aufgehängt; es hat fast immer
eine
regelmäßige, rundliche bis melonenförmige Form und scheint nur selten mehr als Kopfgröße zu erreichen.
Das
Rohmaterial entnimmt das Weibchen am liebsten weichen Holzarten, benagt aber
dabei auch lebende
Bäume, die es förmlich "ringelt" und dadurch zum Absterben bringt.
Der mehrschichtige Nestmantel
besteht aus heller Papiermasse und ist in seinem Gefüge, aus muschelförmigen
Schuppen bestehend, sehr brüchig. Der Innenbau, gewöhnlich nicht mehr als
sechs durch Strebepfeiler verbundene Waben, ist dagegen bedeutend fester, mehr
kartonartig. Die geschichtete Struktur wird erklärlich, wenn wir wissen, daß
die feuchte Papiermasse leistenartig aufgetragen wird.
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Die
ersten Waben enthalten nur Arbeiterzellen. Hier erzieht die Hornissenkönigin
sich ihre ersten Gehilfinnen zunächst aus wachsweißen Larven heran. Die
hungrigen machen mit dem Vorderende eigentümliche, nickende Bewegungen, und es
scheint so, als ob sie dadurch (ähnlich wie nesthockende Jungvögel) die
Aufmerksamkeit ihrer Stammutter auf sich lenken wollten. Erwachsen schließen sie ihre Zelle mit einem halbkugeligen, weißen, seidenartigen Deckel
ab, der bei der endgültigen Verwandlung durchbrochen wird. Nach dem
Ausschlüpfen der Arbeiter wird der Nestbau rüstig gefördert und Hunderte von
neuen Gehilfen herangezogen. Erst im Sommer werden auch größere Zellen für
die Geschlechtstiere gebaut, die gegen Ausgang des Sommers fliegen. Bald darauf
erfolgt die Vereinigung der Geschlechter, wahrscheinlich hoch in der Luft.
Hornissen
sind vor allen anderen Wespen besonders gewandte Raubtiere, wenn sie auch
gelegentlich an Früchten, saftflußleidenden Bäumen usw. sich einfinden, Süßigkeiten
demnach durchaus nicht abhold sind. Blumen besuchen sie äußerst selten.
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Selbst bedeutend größere Tiere werden von Hornissen angefallen. So wird
erzählt, "daß eine Hornisse brummend dahergeflogen kam und sich
plötzlich auf
eine blaue Großlibelle stürzte, die sich vergnügt
an einem Teiche tummelte. Die
Libelle fiel zu Boden mit der Wespe auf dem Rücken. Diese packte das
bedeutend größere Insekt zwischen die Beine, riß ihm den Kopf ab und fraß
den
Körper auf, wobei die Kiefer wie mächtige Zangen wirkten. Im Augenblick waren
nur Reste der Mahlzeit vorhanden".
Solche Beobachtungen sind gar nicht so
selten zu machen. In der Nähe von Bienenständen findet der Räuber leicht
heraus, daß Honigbienen eine schmackhafte, dabei bequem zu erlangende
Beute abgeben, und kann nun durch fortgesetzten Bienenraub den Imker schwer
schädigen. Er fliegt wohl auch mit seiner Beute nach einem Strauche, hängt
sich daselbst mit den Hinterbeinen auf und speist
kopfunters, die Nahrung mit
den Vorderbeinen haltend, in aller Gemütsruhe - ein ungemein seltsamer Anblick.
Merkwürdig,
aber gewiß nicht allgemein bekannt ist es ferner, daß die Hornisse auch ein
Nachtleben führt. Schmetterlingssammler, die den Nachtfang ausübten, werden
ihr schon, in mancher Örtlichkeit, vielleicht sogar regelmäßig, begegnet
sein, und das in finsterer Nacht, wo sie nur ihr scharfes Geruchsvermögen
geleitet haben kann. Wird sie vom Strahl der Laterne getroffen, fliegt sie
"zornig" brummend auf die Lichtquelle zu. Wird diese, wie es meißt
geschieht, an der Brust getragen, so passiert wohl dem Sammler nichts. Ein in
Schlesien und darüber hinaus sehr bekannter
Schmetterlingshändler
wurde aber doch bei dieser Gelegenheit ganz bedenklich ins Gesicht
gestochen.
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Auch sonst sind Hornissenstiche niemals zu verachten. Ob "sechs" dieser Tiere
imstande sind, einen Ochsen totzustechen, wird sich wohl nie unmittelbar aus der
Erfahrung dartun lassen, aber daß ein einzelner Stich schon durch seine
Giftmenge, sicher aber dann, wenn ein größeres Blutgefäß getroffen wurde,
auch bei stärkeren Geschöpfen als dem Menschen lebensgefährlich werden kann,
dürfte einleuchten. Kann doch selbst die kleine Honigbiene in diesem Falle
einen erwachsenen Menschen in wenigen Minuten töten.
Hornissen
sind von sehr reizbarer Natur; man tut daher gut, sich in ihrer Nachbarschaft
möglichst unauffällig zu machen. Wo sie zur Last fallen, sollte man nach
dem Abtöten der Bewohner die Nester zerstören, da sie sonst im nächsten Jahre
neue Brutstätten abgeben könnten.
Ähnlich in ihren Nistgewohnheiten
sind die m i t t l e r e = und die
W a l d w e s p e. Die erstere sieht in der Färbung der
Hornisse sehr ähnlich; sie erreicht auch die Größe der Hornissenarbeiter. Sie
ist aber sofort an den drei Punktaugen des Scheitels, die ganz nahe dem
Kopfhinterrande stehen, bei der Hornisse aber weit davon, zu erkennen.
Die mittlere Wespe
bewohnt Obstgärten, Parkanlagen, Laubwälder. Hier hängt sie an Zweigen, die
nicht selten hindurchragen, ihr ballonförmiges, sich oft durch den größeren
Querdurchmesser auszeichnendes Nest in verschiedener Höhe über dem Boden auf.
Der mehrschichtige Mantel hat außen große, spitzzipfelige, dachziegelförmig
übereinandergreifende Schuppen. Das hier abgebildete Nest weist in vier Waben
zusammen etwa 5000 Zellen auf. Deutlich sind die von den ausschlüpfenden Wespen
durchbrochenen weißen Seidendeckelchen von der dunklen Zellmasse zu
unterscheiden.
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Bei allen Nestern zeigt der dicke
mehrschichtige Mantel, wie die Abbildungen erkennen lassen, eine ähnliche,
muschelförmige Schuppenbildung, wie wir sie bei den Hornissen kennen lernten.
Die Erdnester sind
gewöhnlich sehr regelmäßig und haben immer noch unter der tiefsten Stelle einen
leeren Raum, den die Wespen als Abfallgrube benutzen.
Die gemeine = und
die deutsche Wespe sind gewöhnlich jene Plagegeister, auf deren Schuldkonto die
meisten der bekannt werdenden und von Wespen verübten Schandtaten zu setzen
sind. Genäschig, überall und nirgends, finden sie sich auch häufig auf Baumwurz
und Schirmpflanzen ein.
Man kann die
kleine Waldwespe an dem gelben Kopfschild, der nur einen schwarzen Punkt trägt,
und daran erkennen, daß zwischen der Wurzel der Oberkiefer und den unteren
Augenrändern beträchtliche Zwischenräume, die sogenannten Wangen sich befinden.
Wie der Name
richtig sagt, ist die Waldwespe ein echter Waldbewohner. Besonders ist sie in
Bergwaldungen die häufigste Papierwespe. Ihr Nest ist selten so groß wie das der
mittleren Wespe, sieht auch immer beinahe kugelförmig und durch das Fehlen
zackig-ausgreifender Außenschuppen des Mantels mehr glatt aus.
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Die
häufigsten Papierwespen sind jedoch die g e m e i n
e und die d e u t s c h e
W e s p e, die in Nist- und
sonstigen Lebensgewohnheiten sehr übereinstimmen. Beide sind wangenlos, d.h. der
untere Augenrand und die Oberkieferwurzel sind nur durch einen ganz
unbedeutenden Raum geschieden. Der Kopfschild der deutschen Wespe hat gewöhnlich
einen Punkt oder deren drei in Dreiecksform gestellt. Die Ausbuchtung der Augen
ist ganz gelb. Bei der gemeinen Wespe hat der Kopfschild
einen zackigen Längsstreif, und die Augenausrandung ist zum Teil schwarz. Es
kommen aber zwischen beiden Mittelformen vor.
In Deutschland sind gewöhnlich beide
Formen Erdnester. Im Überschwemmungsgebiet der Oder ist beobachtet worden, daß
sie die höchstgelegenen Stellen der Waldwiesen, die seltener überflutet werden,
aufsuchen. In der Nähe menschlicher Wohnungen sind beide häufige, aber nicht
gern gesehene Gäste, die bisweilen selbst Höhlungen in Gebäuden beziehen. Ein
großes Nest, etwa 50 cm lang und 30 cm tief, hing an der hölzernen Diele eines
Hauses. In einem anderen Falle war eine zufällig leer stehen gebliebene
Holzkiste von 83 cm länge vollständig ausgebaut worden.
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Häufige Schmarotzer sind
Federleichtfliegen, besonders jene mit durchschimmernden Hinterleibe, und der
Wespenkäfer. Dieses "wunderbare" Käferchen, den die Mehrzahl der Käfersammler
kaum je lebend zu Gesicht bekam, bewohnt Erdnester am Waldrande. Man kann es in
Menge erhalten, wenn man im Spätsommer solche Wespenbauten ausgräbt. Der
Wespenkäfer ist ein Innenschmarotzer, der die Wespenlarven bewohnt, bis sie sich
verpuppen. Der Käfer soll übrigens noch eine kleinere und frühere Brut haben.
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Ein
sehr schmuckes Tierchen ist die
r o t e
W e s p e, die ausschließlich Erdnester anlegt. Ihr Name rührt
von dem bald mehr, bald minder rot gezeichneten Hinterleibsgrunde her; außerdem
ist der hintere Teil des Brustrückens zottig behaart.
Die rote Wespe
nistet in den oberschlesischen Moorwäldern in der Nähe von Schneisen und legt
hier in einer flachen, etwa 10 cm tiefen Mulde ihr gewöhnlich volkreiches Nest
an. In den Sudeten dagegen, wo sie in trockenen Sommern alle anderen Formen an
Häufigkeit übertrifft, bezieht sie gern sonnige Hänge, auch Äcker. Solche Nester
sind viel volkreicher, aber auch kriegerischer als die erstgenannten.
Ein
hier abgebildetes Nest steht noch nicht auf der vollen Höhe seiner Entwicklung,
denn es wurde kurz vor dem Ausschlüpfen der Weibchen ausgegraben. Der nach unten
sich plötzlich verjüngende, also sehr kurze, mehr tellerartige Bau enthält drei
Waben, von denen die unterste nur wenige Zellen enthält. Der graue,
mehrschichtige Mantel ist in seinem obersten Teil so dick wie starke Pappe, hat
aber auch an den Seiten noch die Festigkeit eines besonders groben, grauen
Fließpapiers. Die Außenschicht des Mantels ist durch sehr breite, übergreifende
und immer etwas abstehende Ränder gekennzeichnet. Das abgebildete Nest enthielt
über 300 Zellen. Von allen Papierwespen scheint die rote Wespe die
blumenholdeste zu sein; sehr eifrig besucht sie die schon genannten Blüten.
In ihren Nestern tummeln sich
Milben, die mit großer Gewandigkeit von Zelle zu Zelle huschen.
Hier soll auch die österreichische Wespe als Gast, und zwar nach Art der
Afterhummeln leben. Ein ähnliches Verhältnis scheint hier tatsächlich
abzuwalten, denn in den volkreichen Gebirgsnestern der roten Wespe kommt sie
nicht vor, ist aber in Bezirken mit schwachen Nestern keineswegs so selten. Ihre
Männchen, die auch rotfleckig sein können, tummeln sich dort manchmal sogar in
ganzen Scharen im September um die Wipfel jungen Bäume. Die österreichische
Wespe ist bekannt als Bestäuber der Sumpfwurz.
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Von wesentlich friedfertiger Gemütsart ist die s ä c
h s i s c h e W e s p e und ihre Abart die
n o r w e g i s c h e W e s p e. Sie
kann sich daher auch gegen die Unwissenheit mancher Aufsatzschreiber nicht
wehren, die ihr zierliches Ballonnestchen wieder und immer wieder der mittleren
Wespe zuschreiben. Man sollte meinen, daß Schriftsteller, die über Wespen
schreiben, erst einmal gründliche, persönliche Bekanntschaft mit diesen geistig
regen Tierchen gemacht haben müßten.
Die
sächsische Wespe ist ein häufiger Hausbewohnen. Ihre Nester sind regelmäßig und
mit nur einem Stiele an Balken oder Dachschindeln, sehr gern im Innern von
Häusern aufgehängt. Der Mantel besteht aus drei oder mehr vollständig
voneinander
getrennten Ballons, von denen der äußerste die form einer Glocke hat. Der
zweite, dritte usw. Ballon, durch Zwischenräume von der Dicke des Wespenkörpers
geschieden, verengt sich unten trichterartig. Sie lassen nur das Flugloch frei.
In unserer Abbildung hängt über der einzigen Wabe nur das Dach, das jedenfalls
noch zu einer weiteren Ballonhülle ausgebaut worden wäre. Volkreichere Nester
nehmen eine mehr Melonenförmige Gestalt an. Schon der mehrschichtige Mantel der
vorher besprochenen Wespenarten bezweckt vielleicht die Erhaltung einer zur
Aufzucht der Brut notwendigen, möglichst sich gleichbleibenden Innenwärme.
Besonders ist hier bei der sächsischen Wespe durch einen mehrfachen Mantel, mit
den dazwischen liegenden Luftschichten, einem Ausstrahlen der Innenwärme, aber
auch einer Überhitzung der Brutzellen sehr wirksam vorgebeugt.
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Am einfachsten ist der Wabenbau der gallischen oder
F e
l d w e s p e. Wenn wir dieses Tierchen an seinen grö0tenteils
braun=gelben Fühlern und den eiförmigen Hinterleib nicht schon erkennen würden,
müßte es schon durch sein auffallend friedliches Verhalten sofort auffallen. Man
kann nämlich einer auf der Wabe sitzenden Feldwespe allerlei Schabernack
spielen, sie wird sich nicht wehren.
Die Wabe ist grau;
es ist aber auch schon eine solche von blauer Farbe in Deutschland beobachtet
worden. Sie enthält selten mehr als hundert Zellen und ist mit einem Stiel an
Felsblöcken, Häusern, dürren Pflanzenstengeln immer so in der Nähe des Erdbodens
angeheftet, daß die Zellen mehr oder weniger wagrecht gerichtet sind. Diese
Zellenlage würde also die Anlage eines Honigschatzes ermöglichen, und in der Tat
hat man in Feldwespenzellen aufgespeicherten Honig angetroffen. In den heißen
Ländern sind Honigsammelnde Wespen nicht selten, aber bei unseren heimischen
Arten ist jeder ähnliche Vorgang von Wichtigkeit.
Die jungen
Weibchen erscheinen mit den Männchen - an den eingerollten Fühlern kenntlich -
schon Anfang August und freuen sich dann allerhand Doldenblüten ihres arglosen
Lebens.
Häufiger treffen wir bei der gallischen Wespe auf einen merkwürdigen
Innenschmarotzer, den Schraubenflügler der Wespen. Die beigefügte Abbildung das
etwas vergrößerte Bild eines Feldwespenweibchens, das nicht weniger als drei
dieser Schmarotzer im Leibe hat. Der Hinterleib sieht hierdurch ganz entstellt
aus. Der Schmarotzer scheint aber das friedfertige Tier keineswegs ernstlich zu
bedrohen. Man trifft auch tatsächlich Wespen, die mit mehreren Puppenhüllen
luftig von Blüte zu Blüte fliegen.
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