Umsiedlungszeiten / Umsiedlungszeitraum

 

Das Ziel einer jeden Umsiedlung von Wespen- oder Hornissennestern sollte das Überleben des umgesiedelten Nestes am neuen Standort sein.
Um die Lebensfähigkeit des Wespenvolkes nach einer Umsiedlung gewährleisten, ist es absolut notwendig, das Nest mit den Wabenetagen und möglichst vielen Arbeiterinnen umzusiedeln. Fehlen die Flugtiere, ist eine Versorgung der Brut und des Nestes ist nicht mehr gegeben.
Das Volk stirbt ab.

 

Erst nachdem geprüft wurde, ob es durch ein Wespen- oder Hornissennest im unmittelbaren Wohn- und Lebensbereich oder an stark, mit Publikum frequentierten Plätzen, zu Konfrontationen kommen kann, sollte eine Umsiedlung durchgeführt werden. Meist genügen aufklärende Gespräche oder wenige Sicherungsmaßnahmen aus, um ein Wespen- oder Hornissennest am Standort zu belassen.

 

Hat der Berater / Umsiedler festgestellt, dass eine Umsiedlung als notwendig erscheint, sollte im nachhinein das Wespennest umgesiedelt werden.

 

Hierzu sollten u.a. folgende Faktoren beachtet werden:

  • Umsiedlungszeit    (Tageszeit, Uhrzeit)
     

  • Umsiedlungszeitraum    (über Wochen - saisonal bedingt, je nach Wespenart)


Umsiedlungszeit:

In der Literatur als auch im Volksmund und bei noch vielen Umsiedlern verbreitet, steht immer noch die Aussage:


"Wenn es dunkel ist, kann man am besten ein Wespen- und Hornissennest umsiedeln - dann befinden sich alle Tiere im Nest ..."

 

Diese Aussage möchte ich an aufgeführten Beispielen widerlegen:

  • Es ist richtig, bei Dunkelheit befinden sich die meisten Wespen im Wespennest.
    Die Betonung liegt aber hierbei auf "die meisten Wespen".
    Tiere, die es bis zum Einbruch der Dunkelheit nicht mehr geschafft haben, zum Nest zurück zu fliegen, verbleiben bei Dunkelheit draußen und verbringen die Nacht z. B. unter einem Blatt. Bei Tagesanbruch kehren die Wespen dann zum Nest zurück.
    Die Anzahl der Wespenarbeiterinnen, die sich bei Dunkelheit außerhalb des Nestes befinden, ist nicht unerheblich. Sie würden bei einer nächtlichen Umsiedlungsaktion im nachhinein dem Nest fehlen. Auch kam es schon sehr oft vor, dass die später heimkehrenden Wespen anfangen, ein neues Nest am Standort zu bauen. So würde der Umsiedler erneut kontaktiert, um die Wespen wiederum zu entfernen. Diese Tiere jetzt allerdings dem bereits umgesiedelten Nest zuzuführen ist oftmals mit großen Schwierigkeiten verbunden, da die Wespen das Nest nicht erkennen oder beim Aussiedeln abfliegen ...
     

  • Nicht alle Wespenarten befinden Nachts, bei Dunkelheit im Nestbau. Hornissen fliegen auch in der Nacht.
    Hier kann man evtl. auch in der Nacht umsiedeln. Der Umsiedlungsablauf ist genau der selbe, wie bei einer Umsiedlung am Tag. Jedoch ist der Aufwand höher.
    Man braucht bei einer Nachtumsiedlung z. B. Beleuchtung. In der Beleuchtung wiederum sammeln sich die Hornissen und andere Insekten, die sich meist an den heißen Lampen verletzen oder gar verbrennen.

Vorteile einer Umsiedlung bei Tageslicht:

  • Es gibt genügend Licht am Umsiedlungsort.
     

  • Zur Nestversorgung abgeflogene Tiere kehren etwa 20 - 30 Minuten zum Nest zurück.
    Das Abfangen der Wespen und Hornissen sollte somit etwa 60 Minuten vor Ort betragen. Nach dieser Zeit hat man den allergrößten Teil der Tiere sicher in der Fangbox eingefangen.
     

  • Die beste Umsiedlungszeit ist von Tagesbeginn bis zum (späten) Nachmittag (es sollte zum Aussiedeln auf jeden Fall noch mindestens 2 Stunden Tageslicht herrschen).
     

  • Man kann bei Tageslicht die Umgebung und den Umkreis des Wespennestes beobachten und evtl. Unfallgefahren wie z. B. Bodenunebenheiten, Gräben etc. erkennen.

 


 

Umsiedlungszeitraum für:

  • Langkopfwespen (Dolichovespula) durchlaufen einen sehr kurzen Lebenszyklus
     

  • Kurzkopfwespen (Vespula) und Hornissen (Vespa) haben einen recht langen Lebenszyklus .

Das Erwachen aus der Winterruhe geschieht bei allen Wespenarten etwa zum gleichen Zeitpunkt.
Je nach Witterung und Frühlingstemperaturen - Ende März bis Ende April.

 

Umsiedlungstechnisch ist es immer von Vorteil, wenn sich bereits Arbeiterinnen im Nest befinden und die Königin nicht mehr ausfliegt.

Aus diesem Entwicklungsstadium ergibt sich für die folgenden Wespenarten, in etwa folgender Umsiedlungszeitraum:

 


 

Bestes  Umsiedlungszeitfenster   für   Langkopfwespen (Dolichovespula)

 


Sächsische Wespe

Die Sächsische Wespe und die Waldwespe haben mit ca. 100 Tagen den kürzesten Zyklus aller Wespenarten, also bis etwa Ende Juli.

 

Umsiedlungszeitfenster von Anfang Juni bis Anfang Juli.

 

Beispiel:

  • Bei beiden Arten erscheinen im Nest, ab etwa Anfang / Mitte Mai die ersten Arbeiterinnen.
    Anfang Juni befinden sich bereits einige Arbeiterinnen im Nest, die nach der Umsiedlung, die Nestversorgung aufrecht erhalten können.

  • Im kompletten Monat Juni kann umgesiedelt werden.

  • Ab Anfang Juli beginnt bereits die Absterbephase bei beiden Wespenarten.
    Von Woche zu Woche wird immer weniger Flugverkehr am Nest herrschen.

  • Die Absterbephase ist Ende Juli, nach dem Abflug der Geschlechtstiere beendet. Dann steht das Nest bereits leer.

Während der Absterbephase sollte man Nester nur noch im äußersten Notfall umsiedeln.

 


Mittlere Wespe

Die Mittlere Wespe durchläuft ihren Zyklus bis etwa Mitte August.

 

Umsiedlungszeitfenster von Juni bis zur zweiten Woche im Juli.

 

Beispiel:

  • Bei der Mittleren Wespe erscheinen die ersten Arbeiterinnen ab etwa Anfang / Mitte Mai im Nest.
    Anfang Juni befinden sich einige Arbeiterinnen im Nest, die nach der Umsiedlung die Nestversorgung aufrecht erhalten können.

  • Im kompletten Monat Juni bis etwa zur zweiten Woche im Juli kann umgesiedelt werden.

  • Ab Mitte/Ende Juli beginnt die Absterbephase bei der Mittleren Wespe.
    Von Woche zu Woche wird immer weniger Flugverkehr am Nest herrschen.

  • Die Absterbephase ist spätestens Mitte August, nach dem Abflug der Geschlechtstiere beendet. Dann steht das Nest leer

 

Während der Absterbephase sollte man Nester nur noch im äußersten Notfall umsiedeln.

 

 


 

Bestes  Umsiedlungszeitfenster   für  Kurzkopfwespen (Vespula) und Hornissen (Vespa)

 


Gemeine Wespe

Die Gemeine Wespe durchläuft ihren Zyklus bis etwa Mitte / Ende Oktober.

Die Deutsche Wespe meist etwas länger bis ca. Anfang November.

 

 

Bei den langlebigen Kurzkopfwespen sollte man für die Bestimmung des Umsiedlungszeitfensters noch folgendes beachten:

  • Diese Arten bilden recht große Nester aus, die später in keinen Umsiedlungskasten mehr passen

  • In den Nestern befindet sich eine große Anzahl von Tieren, die durch ihr Verteidigungsverhalten eine Umsiedlung sehr erschweren können

 

Umsiedlungszeitfenster von Anfang Juni bis Mitte Juli problemlos, im weiteren Verlauf bis » Mitte August »»»  möglich.

 

Beispiel:

  • Bei beiden Arten erscheinen ab etwa Anfang / Mitte Mai  die ersten Arbeiterinnen im Nest .
    Anfang Juni befinden sich genügend Arbeiterinnen im Nest, die nach einer Umsiedlung die Nestversorgung aufrecht erhalten können.

  • Im kompletten Juni bis Mitte Juli kann problemlos umgesiedelt werden.

 

Später sollte man jedoch beachten:

  • Ab Juli wächst das Nest rasant und es befinden sich dann bereits viele hundert bis knapp tausend Tiere im Nest

  • Ein Nest dieser beiden Wespenarten nach Mitte Juli aus z. B. einem Rollladenkasten zu bergen kann mit dem Zerbrechen der großen Wabenetagen und der umher fliegenden Wespen ein wahres Abenteuer werden ...

 

Bis Mitte August sollte der Umsiedler für sich selbst abwägen, ob ein Nest der Deutschen- oder der Gemeinen Wespe umgesiedelt werden kann.

Ab Ende August beginnt die Absterbephase.

Deutsche Wespe

 

Hornisse

Die Hornisse durchläuft ihren Zyklus bis etwa Mitte Oktober.

 

Umsiedlungszeitfenster von Ende Juni bis zur zweiten Woche im August.

 

Beispiel:

  • Bei der Hornisse erscheinen die ersten Arbeiterinnen ab etwa Anfang/Mitte Juni im Nest.
    Anfang Juli befinden sich einige Arbeiterinnen im Nest, die nach einer Umsiedlung die Nestversorgung aufrecht erhalten können.

  • Im kompletten Monat Juli bis spätestens etwa 2. Woche im August kann umgesiedelt werden.

  • Ab Mitte September beginnt die Absterbephase im Hornissennest.
    Von Woche zu Woche wird immer weniger Flugverkehr am Nest herrschen.

  • Die Absterbephase ist ca. Mitte Oktober, nach dem Abflug der Geschlechtstiere, beendet. Danach steht das Nest leer.

Zur Umsiedlung sollte man beachten:

Die Hornisse ist besonders geschützt. Zur Umsiedlung benötigt man eine Genehmigung der zust. Naturschutzbehörde!

 

Während der Absterbephase sollte man Nester nur noch im äußersten Notfall umsiedeln.